Vorbemerkungen: Von der Notwendigkeit restriktiver Haushaltsführung und der Keynes-Friedman-Chimäre
Ausführliche Version der abschließenden Stellungnahme der AfD-Fraktion im Rat der Stadt Paderborn zum Entwurf des städtischen Haushaltsplanes für das Jahr 2021 in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am Freitag, den 26.03.2021
Sehr geehrter Herr Ausschussvorsitzender, Bürgermeister Dreier,
werte Kolleginnen und Kollegen im Haupt- und Finanzausschuss des Rates der Stadt, liebe Gäste sowie Vertreterinnen und Vertreter der örtlichen Medienlandschaft, sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger der Stadt Paderborn,
die AfD-Fraktion im Rat der Stadt Paderborn muss den von der städtischen Kämmerei vorgelegten Haushaltsplan für das Jahr 2021 zwingend ablehnen, da er die finanzielle Leistungsfähigkeit unserer Stadt allzu weit überdehnt und damit der baldigen Gefahr der Haushaltssicherung unter kommunaler Aufsicht des Kreiskämmerers bewusst aussetzt.
Bevor wir Ihnen im Folgenden anhand zahlreicher Beispiele aus dem Haushaltsplan 2021 die mehr oder minder verborgene Verschwendung öffentlicher Mittel auf Kosten der gegenwärtigen und der zukünftigen Generationen von Paderborner Bürgerinnen und Bürgern offenlegen, möchten wir Ihnen kurz die wirtschaftsphilosophischen und fiskalpolitischen Grundsätze der AfD-Fraktion im Rat der Stadt Paderborn anhand von vier Vorbemerkungen
darlegen.
1. Restriktive Haushaltspolitik ist stets geboten: CDU bedenke Deine Grundsätze!
Das hohe politische Gut der kommunalen Selbstverwaltung fußt nicht zuletzt auf gesunden Haushalten der Städte und Gemeinden. Wie der stellvertretende CDU-Bürgermeister Dietrich Honervogt im Ausschuss für Umwelt, Klima und Mobilität am 16.03.2021 es so schaurig schön formulierte: „Paderborn steht im Vergleich zu anderen Städten finanziell gut da.“
Diese Aussage beruht auf einer bequemen Selbsttäuschung, da sich die Verbindlichkeiten (=Schulden) der Stadt Paderborn allein vom 31.12.2019 (- 228 Mio. €) bis zum 31.12.2020 (-280 Mio. €) um +22% erhöht haben (Band I, S. 61). Die Honervogt´sche Schmeichellüge wird umso grotesker, wenn man die mit dem Haushaltsentwurf 2021 angedrohte Neuverschuldung in Höhe von 146 Mio. € allein in 2021 hinzusetzt, die den Gesamtstand der Paderborner Verbindlichkeiten bis zum Ende dieses Jahres auf 374 Mio. € in die Höhe treiben wird (+64% im Vergleich zum Stand vom 31.12.2019). Diese Zahlen sind wahrscheinlich
bereits „Corona-bereinigt“, enthalten jedoch nicht das worst case-Szenario eines weiterhin monatelang fortdauernden, strikten, staatlicherseits verordneten Lockdown der dt. Wirtschaft.
Wie in unserer Pressemitteilung vom 12.02.2021 (mitsamt Angabe der entsprechenden
Quellen im Haushaltsplanes 2021) errechnet, wird die Gesamtverschuldung unserer Heimatstadt an der Pader bis zum Jahr 2024/2025 auf knapp unter eine Milliarde Euro anschwellen.
AfD-Fraktion im Rat der Stadt Paderborn – Postfach 15 08 – 33045 Paderborn
Eine bilanzielle Überschuldung des städtischen Haushaltes liegt dann zwar regulatorisch noch nicht vor, aber der Weg dorthin ist breit planiert und nicht mehr in weiter Ferne.
Inwieweit bei solch einem Schuldenberg noch von finanzieller Solidität und verantwortungsvoller Haushaltspolitik im Interesse der kommunalen Daseinsvorsorge und der Gewährleistung der fiskalischen Grundlagen für eine funktionierende kommunale Selbstverwaltung gesprochen werden kann – und sollte –, entzieht sich der rationalen Logik der AfD-Fraktion im Rat der Stadt Paderborn – dem stellvertretenden Bürgermeister Dietrich Honervogt jedoch
scheinbar nicht…. Er macht sich gern die Welt, so wie es ihm grad gefällt und hängt das ehemals vorhandene, fiskalpolitische Verantwortungsbewusstsein der Paderborner CDU mit seinen lapidaren Äußerungen an den realpolitischen Nagel.
2. Die Chimäre der modernen Wirtschaftswissenschaft: Keynes meets Friedman
Die wirtschaftspolitische Maxime des Herrn Kämmerer Bernhard Hartmann, der im Ausschuss für Umwelt, Klima und Mobilität am 16.03.2021 von der Notwendigkeit sprach, dass die Stadt Paderborn durch ihre schuldenfinanzierte Investitionstätigkeit die wirtschaftliche Aktivität in Stadt und Region stimulieren wolle, ist dem kindlich-sorglosen, linksliberalen Zeitgeist geschuldet, der auf der unheiligen Allianz von staatlicher Nachfragelenkung a la deficit spending nach John Maynard Keynes und den radikal angenehmen Nebenwirkungen einer ultralockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank basiert, die
die Grundideen der Monetaristen um Milton Friedman einem in der Menschheitsgeschichte einmaligen, wenn auch ins Uferlose pervertierten, Praxistest des Quantitative Easing unterzieht.
Kurzum: Der Kämmerer Hartmann, der als front runner der schwarz-grünen Mehrheitskoalition um Figuren wie Sieveke, Beer, Mertens und Tebbe/Dr. Schröder agieren muss, verlässt sich wie sein Vorgesetzter, der Bürgermeister Michael Dreier, auf die unbestimmte Fortdauer der derzeitigen Niedrigzinsphase, in der das Neu-Verschulden sowie das Umschulden bzw. Rollen von Altschulden zu lukrativen Bedingungen möglich ist.
Leider trifft der vorgelegte Haushaltsentwurf 2021 keine genauen Aussagen über die zu erwartenden, finanzpolitischen Rahmenbedingungen der geplanten Investitionen im Wert mehrerer Hundertmillionen Euro in den kommenden Jahren in Bezug auf diese Makroebene.
Wichtig ist hierbei zu wissen, dass zwar für das aufgenommenen Fremdkapital Gegenwerte in Form von Beton, Stahl, Kabeln und Asphalt eingekauft, verbucht und bilanziert werden, jedoch ab Beginn der Verbuchung die Abschreibung bzw. der Wertverfall der Anlageobjekte einsetzt, die vom realen Wert dieser Objekte jedes Jahr unbarmherzig zehren werden.
Gleichzeitig sinkt jedoch der reale Wert der aufgenommenen Schulden in einem wie von Hartmann anscheinend erwartet, deflationären Niedrigzinsumfeld nicht, sondern bleibt dauerhaft als Altschuldenlast auf den gebeugten Schultern der Paderborner Steuerzahlerinnen und Steuerzahler drückend schwer wie Blei liegen. Die sogenannte, derzeit grassierende Sachwerte-Inflation mag zwar die Aussicht auf Buchwertgewinne bei zu errichtenden Anlageobjekten im Stadt-Portfolio schüren, allerdings bedürfen diese Anlageobjekte auch immer wieder Reinvestitionen in den Bestand, die bei einer gerechten Abwägung von Für und Wider zwingend gegengerechnet werden müssen.
Die AfD-Fraktion im Rat der Stadt Paderborn wagt keine auf makroökonomischer TrendBlindheit gestützte Schussfahrt in eine schuldenfinanzierte Zukunft und kritisiert dieses völlig verantwortungslose Vorgehen der schwarz-grünen Möchtegern-Großbaumeister scharf.
3. „Die Schulden von heute sind die Steuer(-einnahme-)n von morgen“ (Olaf Sch.)
Dies bringt uns zur dritten Vorbemerkung: der langfristige Aufwand u. dessen Finanzierung. Die Verschuldung der Stadt muss nicht nur unterjährig aus den laufenden Einnahmequellen bedient werden, sie muss ferner noch am Jahresende durch Neuverschuldung gedeckt werden.
Sollte die den Rat der Stadt mit fast 2/3-Mehrheit dominierende schwarz-grüne Rathauskoalition die Einnahmebasis verbreitern bzw. vertiefen wollen, so schreien die von einer Anhebung der Gewerbesteuerhebesätze betroffenen Paderborner Betriebe sofort laut auf und überlegen als nächstes den Umzug der Firmenadresse an einen günstigeren Standort im Kreis, im Land oder Bund – oder gar gleich ganz ins EU-Ausland oder darüber hinaus–, der sie mit niedrigen Gewerbe- und Körperschaftssteuern für rechtskonform verschobene Gewinne lockt.
Hier kann die Stadt Paderborn mit Hebesätzen jenseits der 400% kaum noch auf Milde oder Nachsicht bei der örtlichen Unternehmerschaft hoffen.
Die Anhebung der Grundsteuern ist ein aussichtsreicheres Unterfangen zur Generierung weiterer Finanzmittel für die Bedienung von vormals leichtfertig aufgenommenen Schulden bzw. Bankverbindlichkeiten.
Die Eigentümerinnen und Eigentümer von Grund und Boden auf dem Gebiet der Stadt Paderborn werden es mittelfristig schwer büßen müssen, dass die schwarz-grünen Spendierhosen heute und in naher Zukunft so ultralocker sitzen. Sie werden ihre Grundstücke und Häuser nicht so einfach in andere Kreise verlegen können und sind leichte Beute für die klammen Stadtkassen ab 2024/2025.
Eigentum verpflichtet, aber deshalb sollten die Eigentümerinnen und Eigentümer den Erwerb von Grund und Boden in Paderborn später nicht bitter bereuen müssen! Das denkt zumindest die AfD-Fraktion im Rat der Stadt Paderborn im krassen Kontrast zu den schwarz-grünen Mehrheitsfraktionen – und erhebt, wo immer möglich, dementsprechend laut ihre Stimme!
4. Die Haushaltssicherung steht auch ohne weitere Corona-Belastungen bereits
2024/2025 – rechtzeitig zu den Kommunal- und Bundestagswahlen – vor der Tür.
Die völlige Aufzehrung der Ausgleichsrücklage der Stadt Paderborn in diesem und dem kommenden Haushaltsjahr, gepaart mit der mehrmaligen Inanspruchnahme der Allgemeinen Rücklage in den beiden darauffolgenden Jahren in Höhe von jeweils mehr als 5% bedeutet nach geltendem Haushaltsrecht – mit gesetzlichem Zwang zur Ausarbeitung eines Paderborner Haushaltssicherungskonzeptes – den Eintritt in die Vorstufe zur kommunalen Haushaltssicherung. Hier wird die kommunale Selbstverwaltung Paderborns durch den Kämmerer
der Stadt und die ihn deckende, ja treibende schwarz-grüne Mehrheitskoalition sehenden Auges gegen die Wand gefahren. Hat man für solch ein Verhalten noch gemäßigte Worte?
Richtig ist, dass Kämmerer Hartmann den Kotau vor dem Kämmerer des Kreises Paderborn selbst nicht mehr im Amt des städtischen Kämmerers durchleben muss.
Den fiskalischen Scherbenhaufen überlässt er qua Amt seiner Nachfolgerin bzw. Nachfolger.
Eigentlich gilt doch der berufsständische Grundsatz, dass man denen, die nach einem das Amt bekleiden, ein fein säuberlich bestelltes Haus zu hinterlassen hat?
Aber auch hierüber scheren sich der tonangebenden Wortführer der schwarz-grünen Mehrheit nicht die Bohne…
Alles ganz pikfeine Leute, die sich die Paderbornerinnen und Paderborner da im September 2020 zusammengewählt haben. Chapeau!
Nun aber zur wörtlichen AfD-Haushaltsrede 2021, wie sie im Haupt- und Finanzausschuss des Rates der Stadt Paderborn in der Sitzung am Freitag, den 26.03.2021 vorgetragen wird.
Haushaltsrede
Für die AfD-Fraktion im Rat der Stadt Paderborn, Fraktionsvorsitzender RH